Glossar

a

Alltagstracht

Zum täglichen Gebrauch bestimmtes Leinen- oder Baumwolldirndl mit weißer Bluse und bunter Halbschürze. Unterscheidet sich von der Festtagstracht durch die Wahl des Stoffes (billigeres Leinen, strapazfähigere Baumwolle oder pflegeleichterer Wollstoff), die leibkittelartige Schnittführung mit wenigen Teilungsnähten im Rücken und einfachem Knopfverschluss vorne. Auf Verzierungen wie Borten, Stickerei oder ähnliches wird verzichtet.

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b

Blaudruck

Färbeverfahren für Leinen- und Baumwollgewebe, bei dem durch Verwendung von Schablonen, sogenannten Modeln (aus Birnbaum- oder Buchsbaumholz mit Messingstiften), ein weißes Muster auf blauem Grund entsteht. Der Druck erfolgt auch heute noch per Hand. Ursprünglich handelt es sich um einen Reservedruck, bei dem der Stoff mit Schutzmasse bedruckt und danach mit Indigo gefärbt wird. Heutzutage wird hingegen weiße Farbe meist direkt auf den blauen Stoff aufgebracht.

Bodenhäubchen

Besteht aus einem rechteckigen Stoffteil, der von Ohr zu Ohr über den Scheitel läuft, und dem sogenannten Boden, einem kreissegmentartigen Stoffteil, der oft versteift ist und den Hinterkopf bedeckt.

Bouillon

Kurzware, die in der Goldstickerei (also z.B. für Goldhauben, Klosterarbeiten oder auf Posamenten) verwendet wird; eigentlich eine Schnur aus feinem Gold- oder Silberdraht, der in einer engen Spirale aufgewickelt ist. Es gibt glatte und krause Bouillon mit unterschiedlich großem, rundem oder eckigem Querschnitt. Beim Sticken wird die Bouillon auf die gewünschte Länge zugeschnitten und durch Durchfädeln des Stickfadens auf dem Stoff befestigt.

Bürgerinnenkleid

Tracht aus Seide oder Halbseide zur Goldhaube, Perlhaube oder Florhaube; im Mostviertel immer langärmelig (ohne Bluse) und ohne Schürze getragen.

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f

Fatschenkind

Andachtsbild oder Gebildmotiv in Form eines mit Bändern gewickelten Säuglings. Der Kopf besteht meist aus Wachs, den Körper bildet eine flache Stoff- oder Pappwalze. Es wurde der Braut beim Auszug aus dem Elternhaus von der Mutter mitgegeben, dann von der jungen Frau reich verziert (meist in Klosterarbeitstechnik) und zu Weihnachten im Herrgottswinkel zur Verehrung platziert.

Festtracht

Unterscheidet sich von der Alltagstracht durch die Wahl des Stoffes (edlere Halbseide, teure Reinseide, schwere Wollstoffe, Samt), die aufwändige Schnittführung mit mehreren Teilungsnähten im Rücken, Haftelverschluss und eventuell Latz und Verschnürung vorne. Verzierungen wie Krägen, Blenden, Borten, Stickerei oder ähnliches unterstreichen den festlichen Charakter.

Florhaube

In der Form einer Goldhaube ähnliche schwarze, nur wenig bestickte Haube aus durchscheinendem Tüll oder feiner Spitze (früher Spanische Borte genannt). Eine billige, leichte Variante der klassischen Hauben. Fälschlicherweise als Trauer- oder Witwenhaube gedeutet.

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g

Goldhaube

Überbegriff für verschiedene Frauenkopfbedeckungen, welche seit dem 17. Jhdt. von (reichen) Bürgerinnen in Süddeutschland und Österreich bei besonderen Anlässen zur Festtagstracht getragen werden. Charakteristisch sind der goldfarbene Grundstoff, die reiche Gold- und Paillettenstickerei, Lahn und Flitter. Es gibt sie in verschiedenen regionalen Ausprägungen, im Mostviertel trägt man die sogenannte Eisenwurzen-Haube, welche sich nur marginal von der Linzer Haube unterscheidet.

Goldstickerei

Oberbegriff für das Aufnähen von Bouillon, Flitter, Lahn usw. aus vergoldetem Kupfer auf Stoff. Das Besticken erfolgt je nach Verwendungszweck des Werkstückes (zB. liturgische Paramente, prunkvolle Kleidungsstücke, Hauben) nach traditionellen Motiven und kann auf Seide, Spitze, Samt oder goldfädendurchwirktem Stoff erfolgen.

Granat

Kristallbildendes Silikat mit relativ hoher Dichte, Mohshärte und Lichtbrechung, meist in rötlicher Farbe. Geschliffen, in durchscheinendem, fast schwarz wirkendem Dunkelrot beliebter Schmuckstein im Beiwerk zur Tracht und bei der Goldstickerei.

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h

Halbschürze

Im Gegensatz zur Latzschürze nur aus dem über den Rock getragenen Teil bestehend. Viereckiges Stoffstück, das an der Oberkante gezogen und mit einem Bund sowie Bindebändern versehen ist. Wurde ursprünglich zum Schutz der Kleidung während der Arbeit umgebunden, gehört  heutzutage als integrativer Teil zu manchen Frauen- aber auch Männertrachten.

Hammerherr

Ursprünglich Besitzer eines Hammerwerkes (eisenverarbeitender Betrieb). Heutzutage Trachtenträger in der Kleidung eines Hammerherren, männlicher Begleiter einer Goldhaubenträgerin.

Hansel

Grob gewebter Stoffstreifen (Breite ca. 10 cm) mit eingewebtem Gitternetz als Schablone, auf dem mit Hilfe der Schablone 7-9 Reihen Heftstiche aufgebracht werden für das exakte händische Ziehen des Rocks bei Trachtenkleidern; d.h. durch das Zusammenziehen der Heftnähte liegt der Rockbund in eng aneinander liegenden Fältchen.

Hardanger

Durchbruchsstickerei auf grobem Leinen; meist Ton in Ton  gearbeitet und mit Zierstichen wie Plattstich, Kreuzstich, Zopfstich und Festonstich zu geometrischen Mustern kombiniert; ursprünglich orientalische, in Norwegen besonders gepflegte Sticktechnik.

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k

Kittelblech

Nach innen umgeschlagener, breiter Aufschlag am Rocksaum eines Dirndls; zum Schutz des (oft bodenlangen) Saumes und um einen besseren Fall des Rockes zu erzielen; besteht aus billigerem Stoff als der Rock selbst.

Kittelsack

Unter der Schürze versteckte, in einer Falte des Dirndls angebrachte Eingrifftasche im Rockteil eines Trachtenkleides.

Klöppeln

Handarbeitstechnik, bei der mittels spindelförmiger, meist aus Holz gefertigter „Spulen“ und dem daran aufgewickelten Garn verschiedenartige Spitzen gefertigt werden. Die Herstellung der Handklöppelspitze beruht auf einem systematischen Wechsel von Verdrehen-Verkreuzen-Verknüpfen-Verschlingen von Fäden entsprechend einem Klöppelbrief. Klöppelspitzen geben Trachtenkleidung eine feste und gleichzeitig dekorative Kante.

Klosterarbeit

Alte Kunsthandwerkstechnik, die ursprünglich von Nonnen gepflegt wurde und dazu diente, Reliquien mittels Verzierung mit Perlen, Halbedelsteinen sowie Gold- oder Silberdraht zu schmücken. Heutzutage werden Andachtsgegenstände, aber auch kleine Sträußchen, die man zur Goldhaubentracht anstelle eines Blumengebindes tragen kann, in Klosterarbeit hergestellt.

Knauf

Kugelförmiger, fest ausgeleimter Aufsatz an der Goldhaube. Verdeckt die Nähkante am Übergang von Kopfteil und Flügel und gibt der Haube Festigkeit. Gewöhnlich wird die Haube an dieser Stelle angegriffen, wenn man sie in die Hand nimmt.

Kripperlreise

Besuch von mehreren Krippen (in Kirchen und/oder privaten Gebäuden bzw. im öffentlichen Raum) zum Zweck der Andacht. Idealtypisch im Salzkammergut, wo Familien ihre großen Landschaftskrippen zwischen Anfang Dezember und 2. Februar zur Besichtigung aufgestellt haben. Zunehmend auch im Mostviertel, wo Private, Vereine oder Gemeinden Krippen aufstellen, zur Besichtigung einladen und sogar Führungen anbieten.

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l

Lahn

Lahn, Plätt oder Rausch bezeichnet ein mit geglättetem Metalldraht oder schmalen Streifen hauchdünnen Bleches umwickeltes Garn, das bei der Goldstickerei verwendet wird. Heutzutage findet echter Gold- oder Silberlahn keine Verwendung mehr, sondern wird durch sogenannte Leonische Ware (Garn mit Draht aus versilberter, vergoldeter Kupferlegierung umwickelt) ersetzt.

Latz

Ursprünglich ein mehrfach gefütterter, vernähter, eventuell bestickter dreieckiger oder rechteckiger Stoffteil, der vor der Brust in das Schnürmieder gesteckt wurde, um das darunterliegende Hemd (heute Bluse) abzudecken. Heutzutage spitz zulaufender, mit der Tracht fest vernähter Einsatz über oder unter der Haftelkante beziehungsweise der Verschnürung. Bei Festtrachten bestickt.

Leib

Eng anliegender Oberteil der Frauentracht. Gewöhnlich aus staffiertem Stoff (d.h. Futter und Oberstoff werden zusammengeheftet und dann gemeinsam/wie eine Stofflage verarbeitet).

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m

Mädchenhaube

maedchenhaube1

Wird von unverheirateten Frauen und Mädchen getragen; verschiedene regionaltypische Formen wie Krönchen oder Bodenhäubchen in Goldstickerei oder Samt.

Maibaum

Mit Reisiggirlanden und Krepppapierblumen geschmückter, mit Ausnahme des Wipfels entasteter und entrindeter Baum, an dem 1 bis 2 Reisigkränze befestigt sind. Wird am1. Mai (bzw. kurz davor) von der Dorfgemeinschaft, einem Verein oder den Junggesesellen aufgestellt und Anfang Juni wieder umgelegt. Sinn und Herkunft des Brauches ungewiss (in Österreich seit 16. Jhdt. belegt), aber mit zahlreichen weiteren Bräuchen verbunden (Maitanz, Maibaumstehlen)

Marterl

Religiöse Flurzeichen einfacher Bauart mit einem Andachtsbild; meist zur Erinnerung an ein Ereignis (zB tödlicher Unfall), zur Danksagung (zB für Errettung vor Gefahren) oder als Bitte (zB um reiche Ernte).

Mieder

Oberteil einer zweiteiligen dirndlartigen Trachenbekleidung. Eng anliegend, giletartig, aus festerem (staffiertem), oft repräsentativem Stoff, das zusammen mit einem Rock über einer Bluse (bei moderner Landhausmode auch ohne Bluse) getragen wird  und meist verschnürt oder gehaftelt ist. Ursprünglich breite, gürtelartige Stoffbahn, die zwischen Hüfte und Brust das Unterhemd zusammenhielt. Daraus haben sich allmählich verschiedene Formen des Dirndlleibs entwickelt.

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n

Nadelmalerei

Sticktechnik; Plattstiche in verschiedenen Farben werden flächig auf den Grundstoff gestickt, und zwar so, dass vorgezeichnete figurale Muster damit gefüllt werden, wodurch plastische „Bilder“ auf dem Stoff entstehen.

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p

Paisley

Abstraktes, dekoratives Stoffmuster, das ein Blatt mit einem spitz zulaufenden, gebogenen Ende darstellt. Der Name ist auf die schottische Stadt Paisley (im 19. Jhdt. bedeutendes Textilverarbeitungszentrum) zurückzuführen, aber der Ursprung des Musters ist persisch und kam mit indischen Pashminas nach England, wo Königin Victoria sie salonfähig machte. 

Passepoil

Spezielle Nahtverarbeitungstechnik in der Schneiderei. Mittels Schrägstreifen und eingelegter Passepoilschnur wird eine wulstartige Versäuberung von geschwungenen Schnittteilen erzielt (bei Dirndln besonders für Teilungsnähte im Rückenteil, zur Gestaltung von Ausschnitt und Unterkante des Leibes).

Patrozinium

Schutzherrschaft, der eine Einrichtung (Kirche, Spital, Schule) unterstellt wird; folglich meist Hauptthema der künstlerischen Ausgestaltung (zB Altarbild). Patroziniums-, Patronats- oder Kirchweihfeste werden in der kath. Kirche an jenem Tag begangen, an dem der Heilige gefeiert wird.

Perkal

Leichter, in Leinwandbindung gewebter Baumwollstoff, besonders feinfädig und dicht gewebt, daher gut geeignet für zartfarbige Druckdessins mit feiner Zeichnung. Bevorzugt für Bettwäsche, aber auch für Hemden und Blusen verwendet.

Perlenstickerei

Handarbeitstechnik; Glassteine in verschiedenen Formen (Perlen, Oliven, Stifte) und Größen, eventuell auch Granate, werden auf einem Grundstoff nach traditionellen Mustern oder entsprechend der Muster im Grundstoff aufgenäht.

Perlhaube

Schwarze Form der Goldhaube, war ursprünglich die festliche, für alle erschwingliche Variante der Kopfbedeckung für verheiratete Frauen. Auf durchsichtigem Tüll- oder Spitzenstoff in Perlenstickerei angefertigt, daher leichter und billiger als eine Goldhaube. Neben reinschwarzen werden auch schwarz-goldene Perlhauben (Perl- und Goldstickerei kombiniert) angefertigt.

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s

Schößerl

In Falten gelegter oder halbrund geschnittener Besatz an der Unterkante des Leibes, der lose über dem Rock liegt und die mit Hansel gezogene Rockpartie ganz oder teilweise abdeckt.

Schwalbe

schwalbe

Schwarze Klöppelspitze (bei der Goldhaube) oder schwarzes Taftband (bei der Perlhaube), welche zu einer Masche gebunden die Oberseite einer Goldhaube oder Perlhaube ziert, d.h. vom Knauf bis an das Ende des Flügels reicht.

Smok

Verzierung an gestrickten oder genähten Kleidungsstücken. Durch mehrfaches Einreihen des Stoffes oder rippenartigen Wechsel von glatten und verkehrten Strickmaschen sowie darauf versetzt aufgenähten Zierstichen (sowohl in Kontrastfarbe als auch Ton in Ton) entstehen leicht elastische, geometrische Ziereffekte.

 

Spenser

Auch Spencer oder Spenzer; eine eng anliegende, kurze Jacke zur Trachtenbekleidung bzw. allgemein jede Jacke zur Tracht. Häufig aus Loden, Samt oder schwerem Wollstoff. Charakteristisch sind die breiten Keulenärmel, die es ermöglichen, darunter eine Dirndlbluse mit reich gezogenem Ärmel zu tragen. Die Bezeichnung soll auf den Erfinder, einen Lord Spencer, zurückgehen.

Staffieren

Arbeitstechnik aus der Schneiderei; Schnitteile für Bekleidungsstücke werden aus Oberstoff und Futterstoff zugeschnitten, aufeinandergeheftet und dann gemeinsam verarbeitet, sodass der Stoff fester bzw. hochwertiger wirkt.

Stiezerl

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Gehäkelte, genetzte oder gestrickte, schwarze, weiße oder creme-farbene Spitzenhandschuhe mit kurzen Fingern; werden traditionell zum Bürgerinnenkleid getragen.

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v

Volant

Rund geschnittener, in Falten gezogener Besatz, der auf ein Kleidungsstück aufgenäht wird, um den Stoff bauschig, voluminös und gefällig aussehen zu lassen.

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w

Wachsstock

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Eine aus einer langen Wachsschnur gerollte Kerze, häufig geschmückt mit einem Andachtsbild; im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert beliebtes Mitbringsel von Pilgerfahrten.

Wetterkerze

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Auch Gewitter- oder Schauerkerze; geweihte schwarze Kerze oder Wachsstock mit Manschette, auf der Andachtsmotive abgebildet sind; wird bei herannahenden Unwettern zum Gebet angezündet, um Schutz vor Blitzschlag und Naturkatastrophen zu erbitten, aber auch um „häusliche Gewitter“ – also Streit und Zwietracht – abzuwenden.